Filialkirche Neuhofen: St. Stephanus
Beschreibung der Kirche
Dem ersten Märtyrer der Kirchengeschichte ist die schöne barocke Filialkirche Neuhofen geweiht.
Der Hl. Stephanus als Rossheiliger verehrt
Auf den Bauernhöfen waren die Pferde einst unabkömmlich für die Arbeit auf dem Feld und je mehr Pferde im Stall waren, desto angesehener war der Bauer im Dorfe. Die Anzahl der Rösser richtete sich nach den Tagwerk, die einer besaß. Der „ Bamer“ hatte also eine Sonderstellung innerhalb des Gesindes auf dem Bauernhof. Er kümmerte sich um das Zaumzeug und brachte es zum Sattler, wenn etwas nicht in Ordnung war, sorgte dafür, dass die Rösser, meist waren es schwere Ackergäule, immer genügend Heu in ihren Raufen hatten und auch immer genügend Wasser zum „Saufen „ hatten. Der Hafer, die wichtigste Energiequelle für die Pferde, durfte nie ausgehen, wenngleich diese im Winter etwas weniger davon bekamen, weil ihnen eben der Auslauf fehlte. Sonst waren die Pferde nicht mehr zu haben und schlugen wie wild um sich. Man musste nämlich auch in den „Stand“ hinein, um einmal auszumisten oder ihr Fell durchzubürsten. Waren die Pferde zu wild, war das auch für den Bauern oder den „Bamer“ zu gefährlich, in einen Pferdestand hineinzugehen, um die notwendigen Arbeiten zu verrichten. Daher gab es im Winter mehr Rübensschnitzel und Krumet, um den Übermut Gäule in Schach zu halten.
Das Pferd war also für den Bauern das ganze Jahr über von großer Bedeutung, sei es, dass es im Winter vor den Schlitten gespannt wurde, um eine Fuhre Mist auf den Acker zu bringen, oder Bäume aus dem Wald zu schleppen. Im Frühjahr und Sommer lief rein gar nichts ohne die Pferde. An sämtliche Wägen wurden sie gespannt und hatten oft schwere Lasten zu ziehen. Galt es im Frühjahr auf den Äckern das Eggen und Säen zu besorgen, das Getreide im Sommer in die Scheune oder Gras, Klee und Heu für die übrigen Tier auf dem Bauernhof nach Hause zu schaffen. Danach folgte im Herbst noch das Umackern der Felder.
Die Pferde waren also, bevor der Traktor bei uns Einzug hielt, für den Bauern von enormer Wichtigkeit. Man tat also alles, dass sie gesund blieben. Passten die Hufeisen nicht mehr, brachte man die Pferde zum Schmid, damit diese wieder richtig laufen konnten. Ebenso trug das regelmäßige Durchbürsten des Felles oder im Sommer auch ein kühles Bad im Sommer in der „Schwemm“ zur Gesundheit der Vierbeiner bei.
Taugte ein Pferd nicht mehr zum Arbeiten, wurde es natürlich geschlachtet und man verarbeitete es zu den allseits beliebten „ Rosswürsten.“.
Bevor es jedoch dazu kam, sollte es auch am Segen von oben nicht fehlen. Dazu wurden Kirchen und Kapellen dem Hl. Stephanus geweiht, der dadurch auch den Beinamen“ der Rossheilige bekam. Die Bewohner von Neuhofen mögen ähnlich gedacht haben, als sie ihre Kirche dem Hl. Stephanus weihten wie auch in Niedersunzung, Gundhöring, Strasskirchen …
Ehemals Filialkirche von Martinsbuch, heute von der Pfarrei Laberweinting aus betreut, ist ihr genaues Baujahr unbekannt, etwa vor 400 bis 500 Jahren. ( siehe Kunstdenkmäler aus Bayern, und Heimatkundliche Stoffsammlung der Volksschule Laberweinting- persönl. Mitteilung Pfarrer Pöllmann).
In den 20-er Jahren des 18. Jahrhunderts ließ der Pfarrer von Sallach, Matthäus Knoll , die „früher einem Rossstall ehnder gleich gesehen als einer Khürchen“, wiederherstellen und 1724 aus eigenen Mitteln eine Stephansaltar aufrichten.
Der Innenraum ist stilistisch nicht einzuordnen. Der Chor hat ein Joch und dreiseitigen Schluss. Turm an der Westseite des Schiffes, sein Erdgeschoss ist Vorhalle. Zwiebelkuppel.
Hochaltar 1724. Das Altarbild zeigt die Steinigung des hl. Stephanus, es ist eine Neuschöpfung aus dem Jahre 1940.
Ölgemälde: Herz Jesu, aus der Zeit um 1720 ( wenn nicht neu, dann stark übermalt).
Steinigung des hl. Stephanus, um Mitte des 16. Jahrhunderts, auf Holz, übermalt (ehemaliges Altarbild).
Holzfiguren: Hl. Ägidius und Hl. Johannes Evangelist, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.- Hl. Florian und Hl. Sebastian, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Josef Gandorfer
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